Sanierung eine denkmalgeschützten Wohnhauses

Bearbeitete Leistungsphasen: 1-9

Projektstatus: Fertig gestellt

Denkmalschutzpreis des Landkreises Darmstadt-Dieburg

Das dargestellte Objekt ist ein Fachwerkhaus aus dem 18. Jahrhundert. Unsere Spezialistin für Denkmalschutz, die Architektin Heike Lindemer-Lange unterzog das barocke Gebäude einer behutsamen Verjüngungskur, eine vierköpfige Familie sollte darin ihr neues Zuhause finden.

Ab 2004 wurde das ehemalige Haus des Bürgermeisters, damals Schultheis genannt, unter energetischen Aspekten mit ökologischen Baumaterialien wie Lehm, Stroh, Holz, Kalk, Schilf und Kork grundsaniert. Das gesamte Haus wurde mit isolierverglasten, dreiflügeligen Holzfenstern denkmalgerecht ausgestattet und mittels einer Innendämmung aus Schilf bzw. aus Kork-Lehm-Mischung energetisch ertüchtigt. Die Außenwände wurden mit einer Wandheizung versehen.

Der erdberührte Fußboden wurde mit Kork gedämmt und teils mit Terracotta-Platten von der deutschen Tonstrasse, teils mit massiven Eichenholzdielen belegt. Defekte Deckenfelder in der Decke über dem Erdgeschoss wurden mit sogenannten Wickelstaken aus gemauktem Langstroh und Lehm fachgerecht wieder hergestellt.

Angesichts der im Laufe der Jahrzehnte marode gewordenen Holzständern und Schwellen wurde großer Wert auf die Verwendung hygroskopisch wirksamen Baumaterialien gelegt, beispielsweise geht Holz mit Lehm eine gute Wechselwirkung ein. Aus diesem Grund wurde auf sämtliche Fachwerkwände ein 2-5cm dicker Lehmputz aufgebracht, der nach der Trocknung einen Oberputz aus einer Kalk-Lehmputzmischung erhielt.

Getreu historischer Vorbilder wurde der Oberputz mit Kalkmilch im Kreuzstrich geweißt. Dort, wo Wände farbig abgesetzt wurden, wurde auf pigmentierte Lehmfarbe zurückgegriffen.

 Es sollten möglichst viele Materialien und „Zeitzeugnisse“ erhalten bleiben, so wurden in der Fassade des  Obergeschosses die musterbildenden Ziegel-Ausfachungen sorgsam gereinigt und mit einem abgestimmten Mörtel neu verfugt. Aufgrund der maroden Fußschwelle bzw. Balkenfüße konnten die Ausfachungen im Erdgeschoss leider nicht erhalten bleiben und mussten durch Lehmziegel ersetzt werden. Die Feldbrandsteine fanden glücklicherweise eine Zweitverwendung in einem Kulturdenkmal in der Gemeinde Otzberg. Anschließend wurden die Lehmgefache mit einem Kalkputz und später mit einem Kalkanstrich versehen.

Die Holzständer und Riegel erhielten einen schützenden Anstrich aus pigmentiertem Leinöl. Das Farbkonzept des Gebäudes wurde eng mit den Denkmalbehörden abgestimmt.

Auch im Inneren blieb epochale Bausubstanz erhalten: So wurden beispielsweise die Fehlstellen einer Sandsteinwand originalgetreu bereinigt, die dazu nötigen Steine –der Sandsteinbruch war schon seit über 50 Jahren geschlossen- wurden aus Abbruchmaterialien umliegender Gebäude zusammengetragen.

Im ersten Geschoss finden sich zwischen Deckenbalken historische Deckenfelder mit Beistrichen, diese wurden behutsam  restauriert. Auch in den Vierzigern diesen Jahrhunderts eingebaute Türen und Zargen blieben erhalten und erstrahlen nun in altem Glanz.

In einem weiteren Bauabschnitt wird die oberste Geschossdecke gedämmt werden, der alte Dachstuhl mit seinen Originalgebinden soll weiterhin luftumspült bleiben. In diesem Zuge wird auch die derzeitige Dachdeckung durch einen auf die Entstehungszeit abgestimmten Ziegel ausgetauscht werden.

2011 fand das Projekt Anerkennung bei der deutschen Stiftung Denkmalschutz, die die veranstalteten Workshops mit Kindergarten- und Schulkindern sowie der offene Umgang mit den Interessierten aus der Umgebung faszinierte.

 Im Jahre 2012 wurde aufgrund der mit viel Engagement durchgeführten Sanierung der Architektin der Denkmalschutzpreis des Landkreises Darmstadt-Dieburg verliehen.